- 29.04.2020

Nach Sieg gegen St. Pauli: Kölner feiern Meister-Party im Volkspark


Nach dem Triumph gegen den FC St. Pauli bejubeln die Kölner die deutsche Meisterschaft. (Foto: Witters)

Die Liga ist pausiert, der Ball ruht. Heute vor 42 Jahren ging die Bundesliga in die letzte Runde und die Gegensätze hätten wohl kaum größer sein können: Während der FC St. Pauli bereits als Absteiger feststeht, kämpfen die Kölner am letzten Spieltag noch um die Meisterschaft. Es sollte ein kurioser Fußballnachmittag werden.

Am 29. April 1978 gastiert der Tabellenführer Köln im Volksparkstadion. Während es für die Kiezkicker dabei nur noch um ein letztes Aufgalopp geht, müssen sich die Kölner im Fernduell gegen die punktgleichen Gladbacher, die den BVB zu Gast haben, behaupten. Ein um zehn Tore besseres Torverhältnis sorgt für ein ordentliches Polster.

Im Fernduell legen die Gladbacher vor. Bereits in der ersten Minute eröffnet Jupp Heynckes den Torreigen – 1:0 für Gladbach und virtuell übernehmen die Fohlen die Tabellenspitze. In Hamburg befinden sich die Klubs noch in der Abtastphase, da legt Gladbach schon nach: Erneut ist es Heynckes, der trifft (12.) und nur eine Minute später scheint das Spiel endgültig entschieden. Carsten Nielsen stellt auf 3:0, Dortmund lässt es über sich ergehen. St. Pauli dagegen hält noch stand. Dem einen oder anderen Kölner mögen leichte Sorgenfalten auf die Stirn treten, als das 4:0 der Gladbacher in der 22. Minute verkündet wird.

Nach 28. Minuten klingelt es dann auch in Hamburg. Heinz Flohe überwindet Jürgen Rynio im Tor des Kiezklubs. Köln steht wieder an der Spitze und hat erneut ein Polster von sieben Toren auf den Verfolger aus Gladbach. Entspannt spielen die Kölner die Führung in die Pause. Zur selben Zeit spielt sich Gladbach immer weiter in Rage: Heynckes und Herbert Wimmer erhöhen vor der Pause noch auf 6:0 – der Vorsprung der Kölner hat sich innerhalb von 45 Minuten halbiert. Das macht auch im Volkspark die Runde.

Im zweiten Durchgang zieht Köln dann das Tempo an, der erste Treffer fällt aber erneut in Gladbach. Mit seinem vierten Treffer stellt Heynckes auf 7:0 (59.). Nun tut auch Köln etwas für das Torverhältnis: Yasuhiko Okudera baut die Führung aus 2:0 für den Tabellenführer (60.). St. Pauli und Dortmund verkommen immer mehr zum Spielball der beiden großen Rivalen. In Gladbach antworten Nielsen (61.) und Karl Del’Haye (66.) – 9:0! Aufopferungsvoll versuchen die Kiezkicker, sich gegen die Kölner zu stemmen, doch die Angriffsmaschinerie beginnt langsam aber sicher warmzulaufen und den Gegner zu zermalmen. Heinz Flohe erhöht auf 3:0 (69.). In Gladbach macht es Heynckes zweistellig.

In der Schlussphase dann die Entscheidung. Völlig überfordert hecheln die St. Pauli-Spieler inzwischen ihren Gegnern hinterher. Geschockt muss Coach Diethelm Ferner mit ansehen, wie sein Team unter die Räder gerät. Bernhard Cullmann (83.) und Okudera (86.) besorgen den 5:0-Endstand. In Gladbach trifft noch der eingewechselte Ewald Lienen, der eines Tages zum Technischen Direktor beim FC St. Pauli ernannt werden soll. Den Schlusspunkt setzt Christian Kulik. Mit 12:0 fertigt Gladbach den BVB ab und trotzdem kann keiner so richtig jubeln über den höchsten Sieg der Bundesliga-Geschichte. Drei Tore fehlen zur Meisterschaft. Im Volkspark liegen sich dafür die Kölner in den Armen. (mab)

Aufstellung St. Pauli: Jürgen Rynio – Dietmar Demuth, Rudolf Sturz, Klaus Winkler – Klaus Beverungen, Rolf Blau, Jens-Peter Box, Horst Feilzer, Walter Oswald, Niels Tune-Hansen – Franz Gerber