In letzter Minute: Lasse Sobiech rettet den FC St. Pauli im Abstiegskampf
Torschütze Lasse Sobiech kann sein Glück nicht fassen. (Foto: Witters)
Vor der Corona-Pause war der FC St. Pauli auf einem guten Weg, sich aus dem Abstiegskampf zu verabschieden. Heute vor fünf Jahren war die Lage schon deutlich dramatischer für den Kiezklub. St. Pauli stand vor dem 29. Spieltag auf dem Relegationsplatz, im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg musste dringend ein Sieg her.
Die erste Überraschung gibt es am 17. April 2015 am Millerntor bereits vor dem Anpfiff. Die ganze Woche war er mit einer Adduktorenzerrung ausgefallen, doch als die „Hells Bells“-Hymne durch das Stadion hallt, trottet Lasse Sobiech mit seinen Kollegen in Richtung Mittellinie – er ist einsatzbereit! Und im Spiel ist er auch sofort gefordert, Nürnberg ist von Beginn an überlegen. Es bedarf des beherzten Einsatzes von St. Paulis Abwehrrecken, um die Führung der Gäste zu verhindern. Auch Torwart Robin Himmelmann lässt Guido Burgstaller und den Club mehrfach verzweifeln.
Mit Glück retten die Kiezkicker das 0:0 in die Halbzeit, doch auch der zweite Durchgang gestaltet sich kaum anders. Es ist Einbahnstraßenfußball am Millerntor. Zwölf Mal soll Nürnberg am Ende auf das Tor von Himmelmann schießen, sechs Abschlüsse mehr als die Hausherren. Wie ein angeschlagener Boxer taumelt der Kiezklub in die Schlussphase. Der glückliche Punktgewinn schein in greifbarer Nähe. In der 90. Minute gibt es nochmal einen Eckball für St. Pauli. Es ist der zweite für die Hausherren, Nürnberg stand bereits achtmal erfolglos an der Eckfahne.
Dennis Daube tritt das Leder in den Strafraum. Dort schmeißt sich Lasse Sobiech mit allem, was er hat, in den Ball. Mit einem lauten Klatschen schlägt er gegen den Innenpfosten, von dort ins Netz. Einen kurzen Moment herrscht Ungläubigkeit, dann reißen Fans und Spieler die Arme zum Jubeln in den Himmel. St. Pauli springt aus der Abstiegsregion – und die MOPO titelt am nächsten Tag: Sobiech köpft St. Pauli ins Glück
„Ich habe den Ball angefleht, bitte nicht wieder rauszuspringen“, berichtet der erleichterte Siegtorschütze nach Abpfiff. „Wir mussten alle an die Schmerzgrenze gehen“, erzählt Ewald Lienen, „das war ein sehr, sehr schweres Spiel. Und manchmal haben wir sicher auch Glück gehabt.“ Das braucht der abstiegsbedrohte Kiezklub auch dringend. Bis zum letzten Spieltag bleibt es eng, doch weil sowohl 1860 München als auch Erzgebirge Aue patzen, reicht sogar eine knappe 0:1-Niederlage beim Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt.
Und nicht nur der Klassenerhalt kann gefeiert werden: Tatsächlich gelingt es, den ausgeliehenen Lasse Sobiech nach der Saison fest vom Stadtrivalen HSV zu verpflichten. Sobiech bleibt St. Pauli bis 2018 treu und wagt dann den Sprung zum 1. FC Köln. Dort kommt er aber spätestens nach dem Aufstieg nicht mehr richtig zum Zug. Bis zum Saisonende ist er nun nach Belgien an Royal Mouscron ausgeliehen. (mab)