Stani fliegt, Pliquett hält: St. Pauli schlägt Hoffenheim!
Benedikt Pliquett jubelt nach Abpfiff über den wichtigen Sieg. (Foto: Witters)
Während die Saison aktuell noch unterbrochen ist, traf der FC St. Pauli heute vor zwölf Jahren in der Zweiten Liga auf ein aufstrebendes Team aus Hoffenheim. Ein Mäzen hatte viel Geld in seinen Heimatverein gesteckt und aus diesem binnen drei Jahren einen Aufstiegsfavoriten in der Zweiten Liga gemacht.
Es ist ein Spiel der Gegensätze an diesem 16. April 2008. Auf der einen Seite der Gastgeber FC St. Pauli, der Kult-Klub, der für Tradition steht, und auf der anderen Seite die TSG Hoffenheim, die für die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs steht. Die Stimmung im Millerntorstadion ist gut, St. Pauli ist auf einem guten Weg zum Klassenerhalt und die meisten der 20.000 Zuschauer haben richtig Bock, dem Favoriten aus Sinsheim ein Bein zu stellen.
Doch die Gäste legen gleich gut los und kommen zu Chancen, aber ein stark aufgelegter Benedikt Pliquett hält den Kasten sauber. Auf der Gegenseite beweist der Kiezklub Effektivität. Nach Zuspiel von Charles Takyi versenkt Alexander Ludwig das Leder aus 15 Metern im Tor. Der Jubel ist groß – nur kurz später gehen ausgerechnet mit Trainer Holger Stanislawski aber die Nerven durch. „Stani“ regt sich nach einem nicht gegebenen Handelfmeter von Schiedsrichter Gräfe so sehr auf, dass er auf die Tribüne muss (24.). Kaum hat Stani einen neuen Platz gefunden, fällt der Ausgleich. Ein abgefälschter Schuss von Matthias Jaissle lässt Pliquett keine Chance. Mit dem Unentschieden geht es in die Halbzeit.
St. Pauli kommt druckvoll aus der Kabine und geht in der 54. Minute erneut in Führung. Ein Freistoß von Ludwig rutscht bis zu Marcel Eger am Fünfmeterraum durch, der hält den Fuß hin und trifft. Unter den Jubelschreien von der Tribüne ist auch der von Coach Stanislawski. Das Spiel geht hin und her, mit großen Chancen auf beiden Seiten. Benedikt Pliquett wächst über sich hinaus und verhindert kurz vor Schluss den Ausgleich durch Vedad Ibisevic. Für St. Pauli macht es dann Ralph Gunesch besser, der nach einem Sprint über das halbe Spielfeld vor Ramazan Özcan cool bleibt und die Entscheidung herbeiführt (90.). Der Freude kennt keine Grenzen. „Jetzt müssen wir uns schon extrem dusselig anstellen, um den Klassenerhalt noch zu verspielen“, jubelt Stanislawski nach Abpfiff. „Wir sind nur noch fünf Meter von der Ziellinie entfernt“, ist auch Ralph Gunesch nach dem dritten Sieg in Serie überzeugt. Die MOPO titelt am nächsten Tag: „3:1! Kult besiegt Kohle – St. Pauli einfach geil!“
Tatsächlich packt der Kiezklub den Klassenerhalt. Auch Hoffenheim erreicht am Ende das Ziel und steigt in die Bundesliga auf. Zwei Jahre später soll auch St. Pauli für eine Saison den Sinsheimern folgen. Nach dem Abstieg wechselte ausgerechnet Klut-Trainer und Ur-Hamburger Holger Stanislawski zu Hoffenheim. Nach einem guten halben Jahr ist allerdings auch schon wieder Schluss. Ein 2:2 gegen Augsburg ist das Ende seiner Amtszeit. Für ihn übernimmt Markus Babbel. (mab)
Aufstellung FC St. Pauli: Benedikt Pliquett – Ralph Gunesch, Marcel Eger, Fabio Morena , Carsten Rothenbach – Fabian Boll, Timo Schultz, Alexander Ludwig, Charles Takyi (85. Florian Bruns), Filip Trojan (80. Marvin Braun), René Schnitzler (77. Morike Sako)