50+1-Ausnahmeregel: Ex-St. Pauli-Boss Rettig: „Klubs haben einen Vorteil“
Es ist ein Thema, dass die Gemüter all jener erhitzt, die auch im deutschen Profifußball Verhältnisse wie in England befürchten, wo viele Klubs von Investoren geführt werden und das Stimmrecht des Vereins verloren geht. Der ehemalige kaufmännische Geschäftsführer des FC St. Pauli, Andreas Rettig, ist einer der größten Verfechter der 50+1-Regel, die die Ausgliederung von Fußballklubs zwar zulässt, jedoch besagt, dass die Stimmenmehrheit immer noch beim Verein liegen muss. Vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung der 36 deutschen Profiklubs an diesem Mittwoch, sorgte eine Entscheidung des Bundeskartellamtes von Ende Mai für Aufruhr. Dort hieß es, dass 50+1-Regel zwar unbedenklich sei, man störe sich jedoch an Ausnahmeregelungen, wenn ein Investor mehr als 20 Jahre in „erheblichem“ Umfang einen Verein unterstütze. Dies trifft in der Bundesliga auf die Vereine 1899 Hoffenheim, das von Mäzen Dietmar Hopp finanziert wird sowie die Werksklubs VfL Wolfsburg und Bayer 04 Leverkusen zu, die beide hundertprozentige Konzerntöchter sind auch entsprechend Verluste ausgleichen können. In den Augen des Bundeskartellamtes verzerre dies den Wettbewerb.
Das sieht auch der ehemalige St. Pauli-Geschäftsführer Rettig so. Gegenüber der „Waz“ sagte er: „Fakt ist, dass die Klubs einen Vorteil haben aus diesem Privileg.“ Die betroffenen Konzerne sollten ihre Anteile an die Muttervereine zurückgeben, wenn dies möglich ist, fordert der 58-Jährige. Dass als Folge dessen die betroffenen Klubs die 50+1-Regel zu Fall bringen könnten, hält Rettig indes für ein „Märchen“.