Dreierpack! Rath ballert die Kiezkicker Richtung Bundesliga

Während die Liga noch aufgrund der Corona-Krise ruht, rollte vor 19 Jahren noch der Ball. St. Pauli befand sich auf der Zielgeraden in Sachen Aufstieg, ein Ausrutscher am 30. Spieltag gegen Rot-Weiß Oberhausen könnte das Aus für die Träume bedeuten.

Die Sonne strahlt an diesem 21. April 2001 hinein ins Millerntorstadion. Die Stimmung ist vorzüglich. Nach dem 4:1-Auswärtserfolg in Ulm soll heute gegen Verfolger Oberhausen ein großer Schritt in Richtung Bundesliga gemacht werden. Bereits am Vortag hat Waldhof Mannheim, der ärgste Verfolger der Kiezkicker, gepatzt. Die Chancen sind so groß wie vielleicht noch nie zuvor.

Doch die gute Stimmung findet ein abruptes Ende, als bereits nach drei Minuten der Gast in Führung geht. Achim Weber nutzt eine Unachtsamkeit in der Hintermannschaft St. Paulis und netzt zur Führung ein. Doch die Gastgeber präsentieren sich im Stile einer Spitzenmannschaft. Flanke Zlatan Bajramovic, Kopfball Toralf Konetzke – Ausgleich (12.). Keine zehn Minuten braucht St. Pauli für die Antwort und die Kiezkicker haben jetzt Oberwasser. Es sind gerade 20 Minuten gespielt, da nimmt sich Marcel Rath ein Herz und setzt das Leder mit Wucht unter die Latte. Das Stadion bebt – Rath ist noch nicht fertig. Noch vor der Pause jagt er den Ball zu seinem zweiten Treffer in den Winkel (40.) – 3:1! St. Pauli eilt weiter dem Aufstieg entgegen.

Offenbach hat auch im zweiten Durchgang nichts mehr entgegenzusetzen, St. Pauli ist aber gnädig. Aber kurz vor Schluss ist es dann erneut Rath, der zur Stelle ist und per Kopf den 4:1-Endstand besorgt. Er ist eindeutig der Held des Tages, bleibt aber bescheiden: „Ich schieße die Tore ja nicht alleine. Zeugwart Claus Bubke hat die Bälle schön aufgepump!“, flachst der Dreierpacker. Auch Holger Stanislawski ist gut gelaunt: „Im Training knallt er die Dinger in irgendwelche Weiher. Neulich hat er sogar einen Vogel abgeschossen“, berichtet der Innenverteidiger mit einem breiten Grinsen. Selbst Trainer Dietmar Demuth zeigt sich überrascht von seinem Stürmer: „15 Tore hat der noch nicht mal in der F-Jugend gemacht!“ Die MOPO titelt am Folgetag: „Der Aufstieg ist sooo nah!“

Tatsächlich muss St. Pauli bis zum letzten Spieltag zittern. Zwei Unentschieden gegen Hannover 96 und Mainz 05 lassen die Konkurrenz noch einmal hoffen, doch ein später Siegtreffer von Deniz Baris bei Aufsteiger Nürnberg sorgt für Klarheit. Die Kiezkicker folgen dem Klub und Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga. (mab)

Aufstellung St. Pauli: Simon Henzler – Daniel Scheinhardt, Holger Stanislawski, Andre Trulsen – Henning Bürger, Dubravko Kolinger, Zlatan Bajramovic, Thomas Meggle, Christian Rahn (80. Zlatko Basic) – Toralf Konetzke (68. Nico Patschinski), Marcel Rath (86. Markus Lotter)