- 24.03.2020

Heute vor 24 Jahren: Joker Kay Stisi erfüllt sich gegen Rostock einen Traum


Siegtorschütze Kay Stisi hat im Zweikampf mit Hansas Baumgart das nachsehen. (Foto: Witters)

Die Coronakrise hat die Fußballwelt zum Erliegen gebracht. Unser Rückblick zeigt, dass heute vor 24 Jahren gespielt wurde. Damals empfing der FC St. Pauli in der Bundesliga den Nordrivalen Hansa Rostock am 24. Spieltag. Im Duell der Aufsteiger hofften die Gäste darauf, bis auf zwei Punkte an die Europapokalplätze heranrutschen zu können. Die Kiezkicker brauchten am Sonntagabend dringend Punkte im Abstiegskampf. Bereits am Sonnabend hatte Fortuna Düsseldorf in Uerdingen gewonnen und somit St. Pauli auf Rang 16 gedrängt.

Der FC St. Pauli steht gewaltig unter Druck an diesem 24. März 1996. Nach dem Sieg von Düsseldorf und dem Punktgewinn von Kaiserslautern droht es ungemütlich zu werden in der Tabelle. Trainer Uli Maslo nimmt einige Änderungen vor, unter anderem kehrt der zuvor gelbgesperrte André Trulsen zurück in die Startformation. Doch der Start für die Hausherren ist denkbar schlecht und das Nervenkostüm ist bei vielen sichtbar dünn. Bereits nach 20 Sekunden spielt Innenverteidiger Dirk Dammann unbedrängt einen Fehlpass im Spielaufbau, der Abschluss von Hansa Stefan Studer landet nur am Pfosten. Glück für St. Pauli, das aber munter weiter patzt. In der vierten Minute ist es erneut Studer. Dieses Mal schlägt er einen hohen Ball in den Sechzehner. Eigentlich scheint die Situation nicht sonderlich gefährlich, aber da sowohl Keeper Klaus Thomforde als auch Verteidiger Holger Stanislawski zum Ball gehen wird die Kugel nochmals scharf, entgleitet den Händen des Torwarts und landet vor dem heranstürmenden Stefan Beinlich, der den Ball über die Linie drückt.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, muss Stanislawski nach dem Zusammenprall mit Thomforde verletzt raus, für ihn kommt Stephan Hanke, der nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung Thomforde mit einem Querschläger prüft. Die Nervosität ist greifbar, aber St. Pauli kämpft sich in die Partie. Fehler gibt es inzwischen auf beiden Seiten, so kommt der Kiezklub schließlich zum Erfolg. Thomas Sobotzik mit guter Grätsche, Pressschlag vor dem Sechzehner, ein katastrophales Luftloch, geschlagen von Uwe Elers, und schon steht Carsten Pröpper allein vorm Tor – Ausgleich nach nur elf Minuten.

Jetzt geht auf einmal vieles einfacher. St. Pauli mit weniger Fehlern und einem Traumtor von Carsten Pröpper. Langerball in den Strafraum, dieser wird geklärt und aus 20 Metern hält Pröpper volley drauf: 2:1 – im Stadion bricht Ekstase aus! Die Hausherren sind stärker und haben mehrfach die Chance zu erhöhen, verpassen aber den dritten Treffer. Auch im zweiten Durchgang bietet sich zunächst ein ähnliches Bild. Hansa findet erst wieder in die Spur, als Jonathan Akpoborie nach einem Konter das vermeintliche 2:2 erzielt. Der Stürmer steht allerdings deutlich im Abseits – der Treffer zählt nicht.

Trotzdem: Deie Szene hat Signalwirkung und Rostock  findet zurück zum Selbstvertrauen der Anfangsphase und stürmt weiter. Die Chancen häufen sich und als Tore Pedersen im Strafraum auf den Ball fällt und diesen anschließend mit dem Körper blockiert gibt es indirekten Freistoß. Einer Sache, der sich Matthias Breitkreutz annimmt. Den angetippten Ball versenkt er mit einem strammen Schuss, flach neben dem Pfosten (72.). Ausgleich – und dieses Mal zählt er.

St. Pauli Trainer Maslo reagiert und bring für die Schlussphase Kay Stisi und Oliver Schweißing, um nochmal für frischen Wind in der Offensive zu sorgen. Seine Maßnahmen fruchten. In der 88. Minute ist es Joker Stisi, der nach schönem Zuspiel von Sobotzik aus etwas spitzem Winke wuchtig abschließt und das Millerntor zum Explodieren bringt. Für ihn ist es der erste Treffer im Fußballoberhaus. Nach Abpfiff erzählt der euphorisierte Siegtorschütze dem NDR-Fernsehen: „Heute Nacht habe ich davon geträumt und jetzt ist es passiert!“ (mab)

Aufstellung St. Pauli: Klaus Thomforde – Dirk Dammann, Tore Pedersen, Holger Stanislawski (4. Stephan Hanke)- Martin Driller, Andre Trulsen, Carsten Pröpper, Michel Mazingu-Dinzey, Christian Springer (79. Kay Stisi)- Thomas Sobotzik, Jens Scharping (79. Oliver Schweißing)