Lienen übt deutliche Gesellschaftskritik: „Sonst haben wir keine Zukunft“
Die Lage in der Corona-Krise ist ernst – und trotzdem gibt es immer noch Leute, die zu wenig Rücksicht nehmen. Zu diesem Anlass wurde St. Paulis Technischer Direktor Ewald Lienen im „Kicker meets DAZN“-Podcast befragt, ob es nicht auch die Aufgabe von Influencern oder Profifußballern wäre, mit ihrer Reichweite vor allem junge Leute eines Besseren zu belehren. „Bevor ich einen Profifußballer losschicke, um unsere Jugend zu erreichen, würde ich gerne nochmal eine Probe mit ihm machen und mir anhören, was er denn zu sagen hat, so wie ich das auch bei allen anderen Influencern machen würde“, schmunzelt Lienen und übte Gesellschaftskritik.
„Was ist denn der Hintergrund, dass es solche Influencer überhaupt geben kann? Was ist das für eine kranke Gesellschaft, bei der junge Menschen, die bisher noch nichts geleistet haben, durch irgendwelche witzigen Kommentare oder tägliche Konsum-Tipps, wie ich mich schminken soll, was ich anziehen soll, mit welchen kranken Konsumprodukten ich durch die Gegend laufen soll, um mein nicht vorhandenes Ego aufzufrischen – was ist das für eine Gesellschaft, in der man damit eine Unmenge an Geld verdienen kann?“
Wir würden in einer Konsumgesellschaft leben, so der Technische Direktor des FC St. Pauli weiter, „die dem Menschen vorgaukelt, wir könnten mit ewigem Wachstum und mit ewigem Konsum in irgendeiner Form Zufriedenheit erreichen.“ Dabei nehme man jedoch keinerlei Rücksicht auf die Ressourcen, die Natur und den Menschen. Daher Lienens eindringlicher Appell: „Wir brauchen Politiker, die andere Leitplanken setzten, die andere Maßstäbe setzten, die andere Regeln setzten. Wir müssen etwas dafür tun, dass sich unsere Gesellschaft verändert, sonst haben wir hier keine Zukunft auf dem Planeten.“