- 04.05.2020

Köln feiert Meisterschaft – und St. Pauli wird zum peinlichen Partygast


Nach dem Sieg gegen St. Pauli bejubelt der 1. FC Köln den Aufstieg und den Zweitliga-Meistertitel. (Foto: Witters)

Wie bei einem Film kann das Ende einer Fußballsaison dafür sorgen, dass ein schwacher Anfang bei positivem Verlauf der Handlung vergessen wird. Allerdings kann es auch genau umgekehrt laufen – ein guter Anfang kann von einem schwachen Ende deutlich getrübt werden. Heute sechs Jahren wollte der FC St. Pauli genau dies verhindern. Welche bessere Möglichkeit gäbe es da, als die Meisterfeier des 1. FC Köln zu crashen.

Am 4. Mai 2014 ist der FC St. Pauli auf Wiedergutmachungskurs. Nach dem 29. Spieltag stand man noch drei Punkte hinter dem Relegationsrang, doch seit dem Sieg gegen Sandhausen ging es steil bergab. Der Tiefpunkt schien mit einer 0:3-Heimniederlage gegen den VfR Aalen erreicht. Die Aufstiegsträumereien sind damit endgültig beendet, aber einen guten Saisonabschluss wollen die Kiezkicker trotzdem hinlegen – und das bei der Meisterfeier des 1. FC Köln.

Die Stimmung ist schon vor dem Anpfiff prächtig. Dem FC steht der Aufstieg ins Oberhaus bevor, der Titel ist ihnen nicht mehr zu nehmen. Mit großem Selbstbewusstsein betreten die Kölner das Feld. Der Gast aus Hamburg dagegen wirkt fahrig, eine Ungenauigkeit reiht sich an die nächste. Anthony Ujah lässt die erste Möglichkeit liegen (12.). Eine Minute später macht er es dann besser. Auf Zuspiel von Kazuki Nagasawa vollendet der Stürmer aus zehn Metern zur Führung. Die Verteidigung des FC St. Pauli guckt nur zu.

Köln drückt auf den zweiten Treffer und hat Pech: Ein Freistoß von Patrick Helmes klatscht an die Latte. Es braucht am Ende die Mithilfe der gänzlich ungefährlichen Gäste. Jan-Philipp Kalla will den Querpass von Marcel Risse verhindern, fälscht ihn allerdings unhaltbar ab – 2:0, und es wird noch schlimmer. Keine fünf Minuten nach dem zweiten Treffer tanzt Daniel Halfar durchs Mittelfeld und bedient schließlich Patrick Helmes, der aus zwölf Metern problemlos auf 3:0 erhöht (43.). Mit hängenden Köpfen trottet die Mannschaft von Roland Vrabec in die Kabine.

Auch der zweite Durchgang wird nicht viel besser. Den Volleyschuss von Sascha Bigalke fälscht erneut Kalla zum 4:0 ab (60.). Ein Ende ist noch nicht in Sicht, doch Köln zeigt sich gnädig und überlässt St. Pauli den Ball, die tatsächlich zu einigen Abschlüssen kommen, ohne jedoch ernste Torgefahr auszustrahlen. In der 70. Minute gibt es dann noch Elfmeter für Köln. Ob das „Foul“ eine Überprüfung im Kölner-Keller überstanden hätte, ist eher fragwürdig, doch da es den VAR noch nicht gibt, tritt Kevin McKenna an und sorgt für das einzige St. Pauli Highlight des Nachmittags. Philipp Tschauner spekuliert richtig und pariert.

Es ist Makulatur, doch der Torwart übt sich nach dem Spiel im Galgenhumor: „Das einzig Positive ist für mich, dass meine Serie, noch nie fünf Gegentore kassiert zu haben, gehalten hat.“ Auch Coach Vrabec findet klare Worte: „Das ist scheiße gelaufen, wir hatten uns das anders vorgestellt.“ Und Sebastian Schachten beklagt: „Innerhalb von drei Wochen machst du dir eine Super-Saison kaputt.“ Am Ende landet der Kiezklub auf Platz acht. Und die MOPO titelt nach der Köln-Pleite: Kiezklub als peinlicher Partygast. (mab)

Aufstellung St. Pauli: PhilippTschauner – Bernd Nehrig (82. Philipp Ziereis), Markus Thorandt, Jan-Philipp Kalla, Sebastian Schachten – Tom Trybull, Marcel Halstenberg (65. Fabian Boll), Florian Kringe (61. Christopher Nöthe), Marc Rzatkowski – Lennart Thy, John Verhoek